KULMBACH. Druck der Öffentlichkeit, stornierte Lieferverträge und nicht darstellbare Investitionen und Zeitachsen. Personeller Zusatzbedarf und perspektivische Genehmigungsprobleme führten schlussendlich zur einzig richtigen Entscheidung. Beyer dreht den Schlüssel herum und verabschiedet sich mit einem handfesten foodwatch-Hygiene-Skandal aus dem Malzgeschäft. "Gott sei Dank" ist man geneigt hinterher zu rufen. Doch der eigentliche Skandal ist: Der ganze Vorgang um Behördenversäumnisse und mögliche Verschleppung/Duldung bleibt somit im Dunkeln.
Es ist schon eine Schmach den Familienbetrieb aufgrund dieses PR-Desasters durch den Hygienemängel-Megagau einzustellen, doch ein Verlust ist es freilich nicht. Dafür hat der von Vater und Tochter geführte Mälzereibetrieb selbst gesorgt. "Es schmerzt" hat Beyer gegenüber dem Fränkischen Tag in einem Interview ausgeführt. Ja, es schmerzt mit wieviel Uneinsichtigkeit in der grössten Unternehmenskrise agiert und im Angriffsmudus operiert wurde, anstelle in sich zu gehen und mit einem glockenklaren Masterplan sich neu zu positionieren.
Vordergründig in der damaligen Situation und dem brutalen Medieninteresse war dies natürlich durchaus so, das tierische Schlachthof-Drama, die Riesen-Schlachter-Sauerei mit elend zugrunde gehenden Schweinen in der gleichen Stadt "übertünchten" den Malz-Skandal. Doch die mitgenannten Brauereien – die natürlich PR-wirsame Audits durchführten – hatten da wohl eine "komplett umgekippte saure Maß zum Saufen" vorgesetzt bekommen. Rettung nicht mehr möglich. In der Aussenwirkung natürlich Verharmlosung, Schulterschluß, alles halb so wild – es wurde ja nicht ein Liter Bier zurückgerufen, trotz monatelanger Versäumnisse. Wie und wem soll das erklärt werden?
Es bleibt dabei: in sehr vielen Mälzereien sieht es aus wie beim Zeitler unter der Horde, oder drüber oder in der Weiche und im Zu- oder Abluftkanal. Brauereien halten sich zurück, sind zu zaghaft mit ihren "standardisierten Dokumenten-Audits" unterwegs. Die Behörden-Vertreter sind personell völlig überfordert mit Großbetrieben und komplexen Strukturen. Es muss mehr kontrolliert und stringent nachverfolgt werden. Die berühmte Selbstkontrolle erleichtert lediglich den Umgehungstatbestand minimalster Standards.
Ohne diese sofortige Androhung vertraglicher Konsequenzen, monetärer Forderungen und Sperrung von gelieferter Ware und entsprechender Rückholung, sowie nachweislicher Entsorgung, bleibt es bei reinen Worthülsen und von Kornkäfern leer gefressenen Malzspelzen.
Mälzer sind "harte Hunde" die nicht mit schmalspurigen Lippenbekenntnissen, sondern nur mit radikalen Massnahmen zur Änderung ihrer "Firmen-Philosphie" bewogen werden. Der nächste Skandal scharrt sicher schon mit den Hufen. Vielleicht ist dann der eigene Betrieb betroffen ...